Ein Berliner Bahnhof wird ab August Testgelände für Überwachungskameras mit biometrischer Gesichtserkennung sein. Hier eine Übersicht der wichtigsten Informationen und ein Blick auf die Kontroverse.
Wer wird von wem beobachtet?
Die Testphase findet am Berliner Südkreuz statt. Es wird nur enthalten ausgewählte Teilnehmer und von der Bundespolizei, dem Bundeskriminalamt und dem Innenministerium in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn, dem Bahnhofsbetreiber, durchgeführt werden. Mehr als 250-Personen haben sich freiwillig als Testpersonen gemeldet. Sie reichten ihre Namen und zwei Fotos ihrer Gesichter ein, die in einer Datenbank gespeichert wurden, damit Kameras sie mit Überwachungsmaterial vergleichen können.
Wie funktioniert die Technologie?
Für die Testphase wurden drei Spezialkameras installiert, die einen bestimmten Eingang und eine Rolltreppe zum Bahnsteig filmen. Ein entsprechendes Computerprogramm vergleicht das Überwachungsmaterial dieser Kameras mit den in der Datenbank gespeicherten Fotos. Die Freiwilligen des Tests sind meistens Pendler und sollen die überwachten Bereiche nutzen, wenn sie durch die Station gehen. Sie haben einen kleinen Sender dabei, damit die Computer überprüfen können, wann sie erscheinen und ob das Programm ihre Gesichter unabhängig erkennt.
Warum muss das System getestet werden?
Die Polizei begründet den Test als Teil von Bekämpfung von Terror und Kriminalität. Sie hoffen, dass die neue Technologie es ihnen ermöglicht, Verbrechen und gefährliche Situationen im Voraus zu erkennen und zu vermeiden. Die Technologie wurde jedoch noch nicht in einer realen Umgebung eingesetzt. "Wir wollen dies unter normalen Bedingungen testen", sagte ein Polizeisprecher. "Tester können einen Hut oder einen Fahrradhelm tragen oder etwas kleiner sein und in der Menge verschwinden."
Sicherheitsexperten kritisieren das hohe Fehlerpotential des Programms. Sie schätzen eine Ausfallrate von eins zu einer Million. In einem stadtweiten öffentlichen Verkehrssystem mit drei Millionen Menschen pro Tag wären das drei fehlerhafte Polizeireaktionen pro Tag.
Was sagen Datenschutzbeauftragte?
Befürworter des Datenschutzes halten biometrische Gesichtserkennungsprogramme für rechtswidrig. Andrea Voßhoff, Bundesdatenschutzbeauftragte des Bundes, akzeptiert den Test, hat jedoch „grundsätzliche Vorbehalte“ gegenüber der Technologie. "Sollten diese Systeme tatsächlich eingesetzt werden, wäre dies eine erhebliche Belastung für die Grundrechte", sagte sie.
Die Freiheit, sich im öffentlichen Raum anonym zu bewegen, könnte verloren gehen, sagte Christopher Lauer, Internet- und Datenschutzexperte der Sozialdemokraten (SPD). "Es gibt keinen Vorteil bei der Verbrechensbekämpfung", sagte er.
Was passiert nach der Testphase?
Die Behörden wollen feststellen, ob Kameras und Computer Personen zuverlässig erkennen können. Es bleibt abzuwarten, wie erfolgreich die Technologie tatsächlich ist. Aber es gibt bereits weitreichendes Potenzial.
Die Anzahl der Kameras an Bahnhöfen wird laut der Deutschen Bahn, die die Berliner Bahnhöfe betreibt, „kontinuierlich erweitert“. Bundesweit decken rund 6,000 Kameras mehr als 80 Prozent der Passagiere ab.
Es wurde angekündigt, dass allein für den Ausbau der Videoüberwachung des Berliner S-Bahn-Netzes mehrere Millionen Euro benötigt würden. Neben Bahnhöfen sind bereits Tausende von Kameras täglich in U-Bahnen und Bussen im Einsatz.
Kann das Programm missbraucht werden?
Die deutschen Behörden haben die Verwendung dieses Programms als Gesichtserkennung für die Rückverfolgung von Personen begründet, die „eine Gefahr darstellen oder darstellen könnten. Das Programm sollte diese Personen erkennen und registrieren. “
Für den Kooperationspartner des Programms, das deutsche Eisenbahnunternehmen Deutsche Bahn, ist das Projekt jedoch nicht ohne Vorteile: Das Unternehmen könnte versuchen, Graffiti-Künstler daran zu hindern, seine Züge zu markieren.
Grundsätzlich kann das Programm Überwachungsaufnahmen nur mit den in seiner Datenbank gespeicherten Fotos vergleichen. Das sind vorerst die freiwilligen Pendler. Später könnte es sein, um mutmaßliche oder bekannte Verdächtige aufzuspüren.
Das System unterliegt Missbrauch, da es theoretisch mit jeder Art von Datensatz gespeist werden kann. Für autoritäre Staaten könnte dies neben der bestehenden Internet-Zensur und anderer Überwachung des öffentlichen Lebens zu neuen Arten der Kontrolle führen.